So geht Wunscherfüllung….
Als ich vor 2 Jahren beschlossen hatte, in Ägypten ein Auto zu kaufen, einfach weil mir der 14-jährige Kampf mit den unmöglichen Bus- und Taxifahrern und die teils abenteuerlichen Zustände der überteuerten Leihwagen auf den Zeiger gegangen sind, hatte ich natürlich ganz genaue Vorstellungen wie mein zukünftiges Auto beschaffen sein sollte.
Um möglichst sehr flexibel zu sein, sollte es ein Van sein, da ich bereits aus Deutschland von meinem Raumwunder schon ziemlich verwöhnt war. Dann sollte das Auto auch auf den hinteren Sitzen eine Klimaanlage haben, damit dort keiner dahin schmelzen muss. Stoffsitze, statt Kunstleder wäre auch sehr schön, da dieses Kunstleder schon in einem so heißen Land eine ziemliche Herausforderung darstellen kann. Und ganz wichtig, unfallfrei und natürlich wollte ich auch nicht unnötig viel Geld für dieses Auto ausgeben, welches die größte Herausforderung war.
Unfallfrei… das geht nur bei Neuwagen wurde mir gesagt. Also begab ich mich in ein Autohaus. Der Verkäufer erklärte mir, dass die Vans gerade sehr dünn gesäet und sehr gefragt seinen. Ein Auto, meinen Wünschen entsprechend, konnte er mir nicht anbieten, jedoch eines mit 21.000 km, für den Verkäufer also nichts, mit einer kaputten Klimaanlage zum Neuwagenpreis. Ich schaute ihn mit großen Augen an und dachte erst, ich habe mich verhört. „Neuwagenpreis, aber kein Neuwagen, Kratzer und ne kaputte Klimaanlage? Herr je, was hatte er denn heute Morgen zum Frühstück?“ Nein, nein, das war schon korrekt, Angebot und Nachfrage…
Ich stolperte mit einem Kopfschütteln aus dem Autohaus und direkt in ein anderes hinein. Dort hieß es: „Einen Van, nee, also sowas müssen wir bestellen, das dauert. Und wir müssen nehmen was wir kriegen, keine Ahnung, ob der eine Klimaanlage hinten drin hat.“ Auf den Neuwagenpreis kamen dann noch einige Gebühren drauf.
Ich hatte echt den Kanal von so viel Unverschämtheit voll, dass ich beschloss mich selbst auf die Suche nach meinem zukünftigen Auto zu begeben und dies nicht einem Autohaus zu überlassen. Jeder lachte mich aus. „So ein Auto gibt es nicht, was du willst!“ durfte ich mir anhören. Ich ließ mich nicht beirren. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass es irgendwo da draußen genau dieses Auto für mich geben wird.
Ich durchforstete die ägyptischen Automobil-Verkaufsportale im Internet. Die Menschen um mich herum schüttelten nur mit dem Kopf und fragten mich, was ich da mache. Ich solle doch bitte in die Realität zurück kehren. So ein Auto würde ich dort erst recht nicht finden. Außerdem muss man bei den privaten Angeboten ja sehr sehr vorsichtig sein.
Ich murmelte nur gelassen: „aha“ und suchte weiter. Nichts und niemand konnte mich davon abbringen, es weiter zu versuchen. Um mich herum nur wieder ratloses Kopfschütteln.
Nach einigen Tagen unermüdlicher Suche sagte ich: „Da – da ist es, in Kairo!!!!“
Nicht mal ein Jahr alt, 12.000 Kilometer, unfallfrei, keine Kratzer, Textilsitze, Klimaanlage vorn und hinten, getönte Scheiben, Alufelgen und so weiter…. und das beste, über 30% unter dem Listenpreis.
Ich kontaktierte meinen ägyptischen Anwalt. Er eilte herbei, um sich das Objekt meiner Begierde anzuschauen. Er meinte: „Oh Steffi, bitte, sei nicht naiv, so ein Angebot gibt es nicht, das ist ein Fake, da ist ein Haken dran – 1000 prozentig, in Ägypten werden Autos nach 2 Jahren noch für den Neupreis verkauft.“ Ich sagte zu ihm: „Bitte rufe dort an, ich habe das Gefühl, das Angebot ist real.“ Nach kurzen Diskussionen wählte er die Nummer des Verkäufers, nur damit ich endlich Ruhe gebe. Ungläubig schaute er mich an, während er telefonierte. Da er das alles nicht glauben konnte, forderte er einige Unterlagen vom Verkäufer an und vertagte sich auf einen Tag später. Dann sagte er zu mir: „Das will ich schon rechtlich ganz genau abchecken.“ Wogegen ja nichts einzuwenden war.
Ich konnte den nächsten Tag kaum erwarten. Er telefonierte in meinem Beisein wieder mit dem Verkäufer. Als er auflegte, grinste er mich an und sagte: „Okay, wir fahren nach Kairo, aber ich glaube das erst, wenn ich das Auto gesehen habe und alle Papiere und Negativbescheinigungen von der Verkehrsbehörde und der Bank vorliegen. Wenn das wirklich so stimmt, dann ist das ein Anbegot, das unschlagbar ist. Sowas habe ich noch nie gesehen.“
Als wir nach Kairo kamen, war der Verkäufer noch rege damit beschäftigt, die Flut an Papierkram zu besorgen, die mein Anwalt von ihm forderte. Das passiert in Ägypten sicher nicht alle Tage, dass ein Käufer den ganzen Kram sehen will. Als der Papierkram komplett war und von meinem Anwalt abgesegnet wurde, ging es auf ein Urkundenamt, um den Kaufvertrag vor einer offiziellen Behörde schließen zu lassen. Der Verkäufer war froh, ich war froh, Anwalt war froh – einfach alle happy. Ich fragte den Verkäufer, warum er das Auto für diesen Preis verkauft hat. Er sagte, er will ein neues Geschäft eröffnen und benötigt genau diese Summe dafür. Er dachte, wenn er das Auto zu so einem niedrigen Preis anbietet, geht das schnell weg und er kann sein Geschäft schnell eröffnen, zumal das Auto die meiste Zeit eh nur herum steht. Nur leider traute wohl keiner diesem Angebot, außer ich.
Dann machte ich mich mit meiner neuen Errungenschaft nach Hause ans Rote Meer. Mit jedem Kilometer, den ich fuhr, wurde mir klarer, dass dies genau die richtige Entscheidung war.
Zuhause angekommen und erst mal ordentlich ausgeschlafen,
hatte ich bereits eine Nachricht von meinem besten Kumpel aus Deutschland auf meinem Handy. Er wollte wissen, ob alles geklappt hat und ich soll doch mal ein Bild von meinem neuen Auto schicken. Ich schickte ein Bild und promt kam die Frage: „Sag mal steht da wirklich LOVE auf dem Kennzeichen?“ Ich hatte es zunächst nicht gepeilt und erwiderte: „Da steht Ägypten, Kairo 9574 drauf.“ Er erwiderte: „Heh, schau da doch mal genau hin, da steht doch LOVE drauf.“ Ich warf wieder einen Blick aus dem Fenster und begriff was er meinte. Wenn man die arabischen Zahlen als Buchstaben und eben nicht als Zahlen liest, kann man wirklich sowas wie LOVE heraus lesen. Ich lachte und dachte bei mir: „Ja, eben Liebe auf den ersten Blick“.
Seitdem ist das Auto zwei Jahre lang kreuz und quer durch ganz Ägypten gefahren, ohne jegliche Reparaturen und ohne Pannen. Hoffen wir, dass diese Liebe noch lange anhält.
Also Leute, lasst euch nicht beirren und euch niemals eure Wünsche ausreden, sondern verfolgt sie konsequent und tut etwas dafür, um sie zu erfüllen. Der unerschütterliche Glaube ist der Anfang des Weges, um eure Wünsche in die Realität umzusetzen.
Wunscherfüllung kann so einfach sein! 🙂
Alles Liebe für euch
Steffi